Noch vor wenigen Monaten drohte dem größten Passagierflugzeug der Welt das Aus. Jetzt hat der A380 offenbar wieder eine Zukunft - wenn Airbus ihn modernisiert. Von Claus Hecking für ZEIT ONLINE
Der wichtigste Kunde gibt Airbus Rückendeckung im Ringen um die Zukunft des schwer verkäuflichen Riesenjets A380. Emirates könnte in den kommenden Jahren weitere 100 bis 200 neue Maschinen bestellen, sofern Airbus den A380 modernisiere, sagte Tim Clark, der Chef der arabischen Fluggesellschaft am Rande der Berliner Tourismusmesse ITB.
Die Staatslinie aus Dubai ist der mit Abstand bedeutendste Abnehmer des größten Passagierflugzeugs der Welt. Emirates hat schon 59 A380 in Betrieb genommen und weitere 81 Exemplare bestellt. Weltweit hat Airbus aber nach sieben Jahren erst gut 150 Exemplare ausgeliefert – weit weniger als erwartet. 2014 wurden nur 20 Jets geordert. Im Herbst hatte Airbus-Finanzchef Harald Wilhelm öffentlich die Einstellung des A-380-Programms erwogen.
Clark sagte nun, diese Gedankenspiele seien vorbei. Das Airbus-Management sei mittlerweile „gesinnt, mit dem A380 weiter zu machen“ – auch, weil Emirates seine Unterstützung erklärt habe. Wichtig für die Zukunft des Jets sei aber eine grundlegende Modernisierung. Unter anderem fordert Emirates, den „A380neo“ mit effizienteren Rolls-Royce-Triebwerken auszustatten. „Das würde uns eine Kosteneinsparung von 10 bis 15 Prozent geben. Wenn dieses Flugzeug kommt, werden wir der erste Abnehmer sein.“
Großraumjets wie der A380 hätten enormes Wachstumspotential, weil die Start- und Landegenehmigungen in Europa sowie den USA immer knapper würden und der Passagierverkehr gerade in Asien dramatisch wachsen werde. „Es gibt genügend Raum für einen 500-Sitzer“, sagte Clark. „Dieses Flugzeug ist eine Ikone der europäischen Luftfahrtindustrie. Jetzt geht es darum, es besser zu machen und an den Mann zu bringen.“ Wenn das gelinge, „wird sich der [Airbus-]Vorstand entspannen“.
Ein Flugzeug für 428 Millionen Dollar
Offenbar ist die Zeit der Zweifel beim europäischen Flugzeugbauer tatsächlich vorbei: „Inzwischen haben wir auf allen Ebenen des Unternehmens völlige Einigkeit darüber, dass wir langfristig an der A380 festhalten“, zitierte das Wirtschaftsmagazin Bilanz den Airbus-Vertriebsvorstand Joe Leahy.
Emirates-Chef Clark wies entschieden Vorwürfe zurück, sein Unternehmen werde vom Herrscherhaus Dubais subventioniert. Emirates habe bei seiner Gründung 1985 eine Anschubhilfe von weniger als 100 Millionen US-Dollar bekommen, ansonsten „hat die Regierung uns nie etwas gegeben und sie wird es auch nie tun“. Auch aus der Finanzierung der Flugzeuge – der Listenpreis für einen A380 beträgt 428 Millionen US-Dollar – halte sich der Staat komplett heraus.
Streit über vermeintliche Subventionen
Ende Januar hatten die drei US-Airlines Delta, American und United ihren arabischen Konkurrenten Emirates, Etihad und Qatar Airways vorgeworfen, bis zu 40 Milliarden Dollar Staatshilfen erhalten zu haben. Die amerikanischen Unternehmen fordern, dass die US-Regierung Start- und Landerechte für die rapide wachsenden Golf-Airlines enger begrenzt. Auch europäische Betreiber wie die Lufthansa beklagen seit Langem den aus ihrer Sicht unfairen Wettbewerb. Die Fluglinien aus den Scheichtümern nehmen ihnen stetig Marktanteile ab – und sind im schnell wachsenden Asien-Verkehr bereits Weltmarktführer.
Die Anschuldigungen der US-Konkurrenz seien nichts als „Gepolter und Schwindel“ sagte Clark in Berlin. Emirates habe nicht einmal Gelegenheit zu einer Stellungnahme erhalten. Er werde demnächst nach Washington reisen, damit „wir einen Blick auf die Bedrohungslage bekommen“. Eine Einschränkung der Start- und Landerechte in den Vereinigten Staaten erwarte er aber zurzeit nicht.
Foto: Emirates